Bessamatic / Objektive
(Zoomar)
Das Zoomobjektiv
 
Ein Meilenstein in der Kleinbildfotografie. Das erste Zoomobjektiv weltweit für Fotoapparate dieses Formats wurde am 10. Februar 1959 der Öffentlichkeit vorgestellt!

Das Lichtstarke 2,3-fach-Zoom deckt den Brennweitenbereich vom Weitwinkel bis zum leichten Tele ab, bietet hervorragende Abbildungsqualität und setzt damit neue Maßstäbe in der Fotografie. Mit 62<° bei f=36mm hatte das Zoomar damals den größten je bei einer "Gummilinse" erreichten Bildwinkel. Dieser 14-linsige Anastigmat wurde speziell für einäugige Spiegelreflex-Kameras entwickelt. Mit seiner kompakten Bauweise wiegt das Zoomar weniger als die entsprechenden Festbrennweiten zusammen und bietet zusätzlich noch jede beliebige Brennweite dazwischen. Mit der großen Blende und der maximalen Brennweite von 82mm konnte es sogar noch ein Portraitobjektiv ersetzten.
In Korrektur und Leistung )° entspricht das Zoomar in etwa den Objektiven mit fester Brennweite.

Zoomar auf Stativ

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Rechts: Bessamatic CS mit Zoomar, Reduzierring 296/95, Gegenlichtblende 305/95 und Stativadapter 296/30

Aber nicht nur für das Zoomar darf man den alten Werbespruch "Voigtländer, weil das Objektiv so gut ist" wörtlich nehmen.

)° Verglichen mit den Standard-Objektiven, hier jetzt allerdings ausgenommen der hochkorrigierten Linsen Septon und Skopagon.
    Lediglich im äußersten Telebereich können in den Randbereichen leichte Verzeichnungen auftreten.


Zoomar

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Zoomar 2,8/36mm-82mm

Fertigungszeitraum: 1959 bis 1968
Stückzahl (mindestens): 14.527
Seriennummer auf Zoomring
Maße: Ø90mm x 135mm
Gewicht: 869g

Das Zoomobjektiv hat selbstverständlich nicht die zwei roten Zeiger, die den Schärfebereich für die eingestellte Blende markieren. Hierbei hilft eine Einstellscheibe, die zum Lieferumfang des Zoomar gehört.
 

Wie von dem Skoparex, dem Color-Skopar X und dem Super-Dynarex 135mm gab es auch von dem Zoomar eine frühe Version ohne gelbem Punkt. Diese Zoomare von 1959 haben also keine Kennung. Die Ultramatic kann die Anfangsblende von 1:2,8 bei diesen Linsen somit nicht erkennen und geht von einer Blende 1:4,0 aus.
Im Bild unten sind zum Vergleich ein Zoomar von 1959 (links) und eines von 1962 (rechts) gegenübergestellt.
 
Zoomar ohne/mit Kennung

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Die Objektive der frühen Version ohne gelben Punkt tragen nur den Schriftzug "WEST GERMANY", die späteren "LENS MADE IN WEST GERMANY".
Bei den Objektiven von 1960 ist die Fräsung, die eine Ultramatic für die Ermittlung der Anfangsblende benötigt, noch nicht vernickelt.

 

Hier noch ein kleiner Ausschnitt aus der Werkszeitschrift Voigtländer Post vom April 1959 über dieses fantastische Objektiv.

Zitat: 
"In erster Linie wurde das Voigtländer-Zoomar für die neueste Voigtländer-Schöpfung, die einäugige Spiegelreflex-Kamera Bessamatic 24mm x 36mm geschaffen, aber auch die Besitzer der gängigsten Spiegelreflexkameras mit Schlitzverschluß werden das Zoomar erwerben und seine Vorteile genießen können. In Verbindung mit der Bessamatic arbeitet das Objektiv vollautomatisch, d. h. die Vorwahlspringblende ist intern mit Bajonettfassung, Verschlußmechanismus, Klappspiegel, Filmtransport sowie mit der eingebauten Belichtungsautomatik gekuppelt. Mit anderen Worten: das Voigtländer-Zoomar bleibt zur Entfernungseinstellung und zur Wahl des Bildausschnittes voll geöffnet. Erst beim Auslösen des Verschlusses geht die Blende unmittelbar vor der Aufnahme automatisch auf den vorgewählten Wert zurück. Wenn der Film nun für die nächste Aufnahme weitertransportiert wird, stellt sich die Blende automatisch wieder auf ihre volle Öffnung."
Zoomar Werbung

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Rechts: Werbeanzeige aus der Zeitschrift "Hobby", Nr. 12, Dezember 1959



Typische Probleme beim Zoomar

Zoomar "Linsenverfärbung"

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Kittfehler: Die Schwäche des Zoomar ist die Verkittung der Linsen.
Besonders die hintere Linsengruppe ist anfällig für Separationsschäden. So einige Zoomare, und hier insbesondere die älteren, leiden daher an Linsen-Separationen oder auch Kittfehlern.

Gelbverfärbung: Leider noch viel häufiger hat sich heute bei diesem Objektiv eine Gelbverfärbung der verkitteten Linsengruppen gebildet. Das Zoomar ist keine Alleinentwicklung der Voigtländer AG aus Braunschweig sondern in enger Zusammenarbeit mit der Firma Zoomar Inc. aus New York (Long Island) entstanden. Vermutlich hat man daher als einziges Objektiv der Bessamaticserie bei der Entwicklung und Herstellung den bewährten Weg der Lanthangläser verlassen und auf thoriumoxidhaltige, hochbrechende Gläser zurückgegriffen.

Durch die Radioaktivität des Thoriumoxids verliert die Verkittung aus Kanadabalsam im Laufe der Zeit seine Transparenz und bekommt eine Gelbtönung. Je älter die Objektive werden, desto stärker prägt sich diese Verfärbung aus. Betroffen sind dabei alle drei verkitteten Linsengruppen des Zoomar. Die fotografische Wirkung ist ähnlich der eines leichten Gelbfilters wie zum Beispiel die des Gelbfilter G 1,5x von Voigtländer.

Thorium ist ein sehr langsam zerfallendes Element. Die Verfärbung der Verkittung stellt sich daher erst nach vielen Jahren ein. Bei dem oben abgebildeten Objektiv habe ich direkt an der hinteren Linse eine 16-fach höhere Radioaktivität gemessen. Unmittelbar hinter der Schranktür, wo ich das Objektiv aufbewahre, ist die Radioaktivität allerdings nur noch um ein zwei- bis dreifaches erhöht. in einer Entfernung von 1,5m zum Schrank kann ich dann mit meinen Mitteln (Voltcraft Geigerzähler Gamma-Check A) keine erhöhte Strahlung mehr feststellen. Das verstärkt den Hinweis auf die Verwendung von Thorium, welches im Wesentlichen Alphastrahlung und seine Zerfallsprodukte Alpha-, Beta- und nur in geringerem Umfang Gammastrahlung emittieren.


Die Ermittlung der Schärfentiefe beim Zoomar

Da es bei einem Zoomobjektiv nicht möglich ist die Schärfentiefe auf dem Objektiv darzustellen, hat Voigtländer für das Zoomar eine Einstellscheibe entwickelt. Diese "Schärfentiefen-Tabelle" aus Kunststoff wurde dann ab Ende 1959 jedem Objektiv beigelegt. Mit dieser Scheibe kann die jeweilige Schärfentiefe in Abhängigkeit von Blende, Brennweite und Motiventfernung abgelesen werden. Auch der Verwendung der Nahlinsen Focar A und Focar B (303/95, 304/95) wird dabei Rechnung getragen.
Auf der roten Seite der Einstellscheibe sind die metrischen Entfernungen dargestellt, die blaue Seite enthält die Angaben in feet und inch.

Die richtige Einstellung zu finden ist sehr einfach. Zuerst dreht man die Scheibe mit den Schärfentiefenbereichen auf die eingestellte Entfernung des Objektivs. Danach wird die Lasche für die Brennweite so weit gedreht, bis die am Objektiv eingestellte Brennweite in dem Fensterchen der Scheibe erscheint. Die Schärfentiefe ist jetzt auf der entsprechenden Skala bei den Sektoren der jeweiligen Blenden abzulesen. Hierbei entspricht die untere Linie der kleinsten Brennweite, die Obere der größeren Brennweite des eingestellten Bereiches.

Bei der hier dargestellten Einstellung können wir zum Beispiel folgendes ablesen:  Aufnahme ohne Focar (Skala I) Entfernungseinstellung 2,5m
Objektentfernung 2,5m
Brennweite 50mm
Schärfentiefe bei Blende 16
von 1,4 bis 20m
 Aufnahme mit Focar B (Skala III) Entfernungseinstellung 2,5m
Objektentfernung 41cm
Brennweite 50mm
Schärfentiefe bei Blende 16
von 35 bis 48cm

 
Die Zoomar-Gegenlichtblende

Über die Problematik "Gummi mit Gedächtnis" der alten Gegenlichtblende für das Zoomar findet Ihr meinen Tip zur Abhilfe des Problems unter ´Zubehör´ auf der Seite Gummi-Gegenlichtblende.
 

 
Zu guter Letzt können wir auch noch Fremdobjektive einsetzen.