Bessamatic / Fotografieren
(Blitzen)

Blitzen mit der Bessamatic

Hier ein Kapitel insbesondere für diejenigen, die Blitzbirnen nur noch vom "Hörensagen" kennen. Der Elektronenblitz wird demzufolge auch ein wenig vernachlässigt.
Der Zentralverschluß ermöglicht es bei jeder einstellbaren Verschlußzeit zu Blitzen. Der Film wird bei kurzen Verschlußzeiten nicht, wie beim Schlitzverschluß durch einen "Vorhang" (oder gar beide), abgedeckt. Also kann man bis einschließlich der kürzesten einstellbaren Belichtungszeit von 1/500 Sekunden blitzen.
Alle Bessamatic-Kameras bis einschließlich Baujahr 1964 (Bessamatic de Luxe) besitzen noch eine spezielle Synchronisation für die Verwendung von Blitzbirnen. Ein Elektronenblitz hat eine andere Charakteristik als eine Blitzlampe. Insbesondere die unterschiedliche Zündzeit und die Leuchtstärke müssen berücksichtigt werden.

Mögliche Belichtungszeiten
 Synchronhebelstellung
XM
Blitzlampen1-1/30 sec1/60-1/500 sec
Elektronenblitz1-1/500 sec---
Relaisauslösung
5 ms verzögert
1-1/125 sec---
 
 
Vorbereiten der Kamera
Das Blitzgerät kann auf den zusätzlichen Aufsteckschuh für Zubehör (Nr. 145/20) auf das Gehäuse montiert werden. Weil der Blitzschuh über keinen elektrischen Kontakt (X-Kontakt) verfügt, erfolgt die Verbindung zur Kamera durch ein Synchronkabel. Dieses Kabel wird mit dem Kontaktnippel auf der Gehäusevorderseite rechts unten, neben dem Objektiv, verbunden.
Links am Verschluß, neben dem Objektiv, befindet sich die Sperrklinke mit der man durch Drücken den Synchronhebel rechts über dem Kontaktnippel verstellen kann. Mögliche Einstellungen sind hier "M" für Blitzbirnen, "X" für Elektronenblitz und "V" für Vorlaufwerk (Selbstauslöser).
Blitzeinstellung   

Die Blitzbirne

Blitzbirne Blitzbirnen bestehen aus einem Glaskolben meistens gefüllt mit Magnesiumdraht oder aber mit Magnesiumfolie. Dieses Magnesium wird elektrisch gezündet und erzeugt durch die Verbrennung einen Lichtblitz. Die Farbtemperatur wird durch einen Farbüberzug des Glaskolbens erreicht. Die blauen Birnchen sind zum Beispiel für Tageslichtfilm (ca. 5500K) geeignet.
Die Blitzbirne hat durch diesen Verbrennungsvorgang gegenüber dem Elektronenblitz eine "Anlaufzeit" von etwa 15/1000 sec bis 18/1000 sec. In der Stellung M wird der Blitz etwas eher ausgelöst (ca. 17/1000 sec). Dadurch erreicht die Blitzbirne ihre höchste Leuchtstärke bei der vollen Verschlußöffnung.

 
Die richtige Einstellung

Um eine richtige Belichtung des Films zu bekommen schaut man auf die Verpackung oder den Beipackzettel der Blitzbirnen (bzw. des Elektronenblitzes). Dort findet man die sogenannte "Leitzahl". Die einzustellende Blende, meistens für 1/30 sec., errechnet man wie folgt:

Blende = Leitzahl : Entfernung [m]

Wichtig ist hier noch die Filmempfindlichkeit. Die Leitzahl ist immer in Abhängigkeit zur Empfindlichkeit des Films angegeben.
Einstelltabelle   
 
Auf einigen Verpackungen für Blitzbirnchen ist auch eine Tabelle mit der Verschlußzeit,
der Filmempfindlichkeit, der Blende und der Aufnahmeentfernung abgedruckt.

Die Blitzgeräte

Blitzgerät SchaltungKommen wir jetzt zum Wesentlichen, den Voigtländer Blitzern. Hier sehen wir drei Generationen von Blitzgeräten für Blitzbirnchen. Diese hatte Voigtländer in der Ära der Bessamatic auf dem Markt. Alle Blitzgeräte funktionieren nach dem gleichen, einfachen aber sehr zuverlässigen und wirkungsvollen Prinzip. Schauen wir uns dazu einmal den nebenstehenden Stromlaufplan an. Ein Kondensator (C) wird über einen Widerstand (R) von einer Anodenbatterie (U) geladen. Die Kamera schließt beim Auslösen kurzzeitig einen Kontakt (Tk) und der Kondensator entlädt sich über die Blitzlampe (H). Einen Ein-/Ausschalter benötigt man hierbei nicht. Diese Funktion übernimmt die Blitzbirne.
Wird der Blitz längere Zeit nicht benutzt sollte man, wie bei jedem batteriebetriebenen Gerät, allerdings die Batterie herausnehmen. Jede Batterie hat einen Innenwiderstand und entlädt sich mit der Zeit selbst. In der Folge kann es zum Auslaufen der Batterie und zur Schädigung des Blitzgerätes kommen.
Prüflampe
Zum Prüfen der Batteriekapazität benutzt man eine Prüflampe. Diese wird anstelle des Blitzbirnchens in das Blitzgerät eingesetzt. Beim Auslösen der Kamera leuchtet die Prüflampe kurz auf, wenn der Ladezustand der Batterie noch ausreichend ist. Im Bild rechts ist eine Prüflampe für Blitzgeräte mit 22,5V Batterie abgebildet (grüne Kappe). Die Prüflampe für Blitzgeräte mit 15V hatte eine gelbe Kappe.
Beide Batterietypen, sowohl die 22,5V PX 72 als auch die 15V PX 74 sind aktuell (2016) noch im Handel erhältlich. Blitzlampen werden allerdings nicht mehr hergestellt. Diese kann man nur noch als unbenutzte Gebrauchtware, oder so genannte NOS (new old stock), erwerben.

Ist das Foto "im Kasten", wird die abgebrannte (heiße) Blitzlampe mit einem Auswerfer entfernt. An jedem Blitzer befindet sich dafür auf der Rückseite ein Betätigungsknopf. Außerdem besitzen alle Blitzer eine Belichtungsuhr (Blitzer 200), beziehungsweise eine Blendenuhr. Mit diesen "Uhren" kann die richtige Blende für die jeweilige Aufnahmesituation gefunden werden. Um die Blendenuhren zu zeigen sind die Blitzer 92/043 (Bild mitte) und 92/064 (Bild rechts) einmal von vorne und einmal von hinten abgebildet.

Blitzer 200 92/033

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Blitzer 92/043

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Blitzer 92/064

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Blitzer 200 92/033 incl. Zubehör

Blitzer 92/043 incl. Zubehör

Blitzer 92/064 incl. Zubehör

  Fächerblitz
  Metallreflektor
  Anodenbatterie 22,5V; Typ Petrix 72
  Transportmaße: ca. 13 x 7,5 x 5 cm³
  Gewicht incl. Batterie: 145g
  Verkauft bis Ende 1958

  Fächerblitz
  Metallreflektor
  Anodenbatterie 22,5V; Typ Petrix 72
  Transportmaße: ca. 10 x 5,5 x 4 cm³
  Gewicht incl. Batterie: 112g
  Verkauft von 1959 bis Ende 1962

  Kompaktblitz
  Metallisierter Kunststoffreflektor
  Anodenbatterie 15V; Typ Petrix 74
  Transportmaße: ca. 6,5 x 4,5 x 2,5 cm³
  Gewicht incl. Batterie: 50g
  Verkauft von 1963 bis Ende 1968

Für die Bessamaticserie (Anschluß über Synchronkabel) hat es von den ersten beiden Generationen der Blitzer jeweils zwei Ausführungen gegeben. Der Kompaktblitzer ist sogar in drei Ausführungen erschienen. Unter Sonstiges Zubehör sind alle Blitzer für Blitzlampen aufgelistet, die von Voigtländer in der Zeit von 1958 bis 1968 verkauft wurden und direkt (ohne Zusatzkabel) an einer Bessamatic oder Ultramatic betrieben werden können.

Elektronenblitz

Bevor wir einen kleinen Abstecher zum Selbstauslöser machen hier noch ein paar kurze Bemerkungen zum Elektronenblitz.

Von Voigtländer selbst hat es in der Zeit der Bessamatic kein Elektronenblitzgerät gegeben. Zeiss Ikon hatte zwar schon die Röhrenblitzgeräte Ikotron im Portfolio, diese wurden im Zusammenhang mit der Bessamatic aber nie erwähnt und deshalb möchte ich sie hier auch nicht abhandeln.

Blitzbirnchen benutze ich selbst allerdings auch schon längst nicht mehr. Sie sind viel zu schade um abgebrannt zu werden und dienen mir deshalb nur noch als reine Sammlerstücke. Für meine Analogkameras habe ich mir deshalb einen Metz Mecablitz 32CT 3 zugelegt. Dieser Elektronenblitz paßt, meiner Meinung nach, sehr gut zur Bessamaitc und ist auch noch nicht zu schwer für den Aufsteckschuh. Er läßt sich zudem ohne Adapter für einen X-Kontakt direkt an die Bessamatic anschließen. Außerdem ist ein solcher oder ein ähnlicher Blitz für kleines Geld auch heute noch als guter gebrauchter zu bekommen.

Elektronenblitz

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Bessamatic de Luxe 2 mit Retina-Curtagon 4,0/28mm und Metz Mecablitz 32CT 3.
 


Selbstauslöser

 
Der Selbstauslöser läßt sich nur einstellen, wenn der Verschluß gespannt ist. Bringt man den Synchronhebel in Stellung "V" hat man das Vorlaufwerk für Selbstaufnahmen eingeschaltet. Der Verschluß ist jetzt automatisch auf X-Synchronisation gestellt. Die Verwendung von Blitzbirnen bei Selbstaufnahmen mit Belichtungszeiten von weniger als 1/30 Sekunden ist also nicht möglich bzw. sie führt eventuell zu Fehlbelichtungen.
Die Vorlaufzeit bis zum selbsttätigen Auslösen der Kamera beträgt ungefähr 10 sec. Ist eine Aufnahme in Stellung "V" gemacht, geht der Synchronhebel automatisch wieder in Stellung "X" zurück. Ein einmal auf Selbstauslöser gestellter Synchronhebel läßt sich von Hand nicht wieder zurücknehmen!
TIP: Der Selbstauslöser kann auch gut benutzt werden um einen Fernauslöser zu ersetzen und so zu verwackelungsfreien Aufnahmen ab Stativ zu kommen. Der Sucher braucht nicht abgedeckt zu werden. Der Spiegel klappt beim Auslösen hoch, so daß kein "Fremdlicht" auf den Film gelangen kann. Eine Beeinflussung der Selenzellen und somit des Belichtungsmessers ist ebensowenig gegeben.

 
Mikroaufnahmen sind mit der Bessamatic auch möglich.